Zwischenbilanz 1 ½ Jahre „Come together“

Diese Zwischenbilanz wurde als Antrag auf Verlängerung des Projektes „Wohnheimpastoral“ und der 50 % - Stelle von Cornelia Sperber um weitere drei Jahre von 2024-2027 am 27.04.2023 an die Erzdiözese Bamberg geschickt.

 

  1. Die Ausgangslage

Im Oktober 2021 startete das Projekt mit dem Titel „Come Together“. Die Ausgangslage lässt sich kurz und bündig so zusammenfassen: „Es gibt nichts – es geht nichts – es kennt sich keiner.“

 

  1. Nach eineinhalb Jahren stellen wir fest: Das Projekt wächst kontinuierlich sowohl im Bereich der Kontakte und Teilnahmezahlen als auch bei den Programmangeboten und Eigeninitiativen der Studierenden. Mittlerweile erreicht das Projekt 120 Studierende über eine WhatsApp-Gruppe und 280 Studierende über die Wohnheimgruppe. Die Veranstaltungen und Initiativen werden darüber hinaus mit Flyern und Plakaten beworben, die entweder in die Briefkästen geworfen oder an den Hauseingängen angebracht werden. Die Neueingezogenen bekommen immer einen Extra-Flyer. Verbunden damit ist die Einladung, einfach mal im Büro von Cornelia Sperber vorbeizukommen, um sich kennenzulernen. Dadurch entstehen eine Menge an Einzelkontakten, die zufällig am Flur oder direkt im Büro von Cornelia Sperber zustande kommen.

 

  1. Was haben wir in diesen eineinhalb Jahren gelernt?
  • Wo keine Mitbeteiligung- bzw. Mitbestimmungsstrukturen gewachsen sind, lassen sich solche Strukturen nur schwer aufbauen. Zum Beispiel wurden Wohnheimversammlungen verbunden mit der Wahl von Haussprechern und Haussprecherinnen kaum wahrgenommen. Stattdessen lassen sich Studierende durch Projektarbeit z. B. das gemeinsame Renovieren von Räumen, viel stärker zur Mitarbeit motivieren.
  • Studierende, die coronabedingt schon lange in der Anonymität leben, lassen sich nur schwer zu gemeinsamen Aktivitäten bewegen. Stattdessen trägt die Arbeit mit neueingezogenen Studierenden, die von sich aus schon neugierig sind, was dieses Wohnheim zu bieten hat, bereits reiche Früchte.
  • Wir arbeiten in einem völlig neuen Arbeitsfeld. Die Arbeitsweise, so wie wir sie von der KHG Erlangen gewohnt sind, kann nicht einfach übertragen werden. Zum Beispiel haben wir von einem langfristigen Semesterprogrammen auf kurzfristige Programmangebote umgestellt. Wichtig sind Auftaktveranstaltungen in den ersten Wochen des Semesters und anschließend das gemeinsame Entwickeln von Ideen und Programmangeboten mit den Studierenden zusammen. Die unmittelbare Nähe zu den Studierenden ermöglicht spontane Veranstaltungen, die dem Lebensgefühl der heutigen Studierenden sehr entsprechen. Es wird auf niedrigschwellige Angebote geachtet.
  • 80 % der Studierenden sind kirchenfern. Wir arbeiten also mit Menschen, die Kirche kaum oder bisher gar nicht erfahren haben und oft überrascht sind, dass Kirche sich für sie interessiert. Oft hört Conny die Frage, wann sie sie denn endlich missionieren will.

 

  1. Anhand von O-Tönen von Studierenden wird deutlich, was dieses Projekt leistet und wo die großen Chancen dieses Projektes liegen:

 

„Früher war ich in der Kirche engagiert. Jetzt hab ich gar nichts mehr damit zu tun, aber das Projekt hier ist cool“

„Ich bin gar nicht hier aus dem Wohnheim, aber ich komme gerne, zu den Veranstaltungen, denn hier bei Come Together merkt man, dass wirklich jeder willkommen ist“

„Wir sind gar nicht hier aus dem Wohnheim, aber XX hat uns gesagt, dass es das und die Veranstaltungen hier gibt und dass wir unbedingt kommen sollen. Dürfen wir bleiben?“

„Ich habe, bevor es Come Together gab, schon 2 Jahre hier im Wohnheim gewohnt und kannte niemanden. Durch Come Together habe ich locker 40 Studierende kennengelernt und mit manchen bin ich jetzt sogar sehr eng befreundet. Plötzlich ist alles nicht mehr so anonym.“

„Es ist so schön, dass es hier jemanden gibt, der uns zuhört und uns ernst nimmt. Plötzlich geht hier etwas voran.“

„Ich bin gerade hier eingezogen und hab den Flyer von Come Together bekommen, jetzt wollte ich mal vorbeischauen, um mich vorzustellen."

„Es tut gut, bei den Veranstaltungen einfach nur ankommen und abschalten zu können. Das macht den Kopf frei von den Sachen, die einen gerade beschäftigen und belasten.“

„Der Spieleabend ist für mich die gesetzte Pause in meinen Vorbereitungen auf das Jura-Examen“

„Bei den Wanderungen kommt man so ungezwungen mit jedem mal ins Gespräch.“

 

  1. Das „Come Together“ wird als Kirche vor Ort wahrgenommen, die das Leben im Wohnheim auf verschiedene Weise bereichert: Kirche hilft beim Ankommen. Sie holt die Menschen aus der Anonymität und Einsamkeit. Sie macht Angebote, damit Menschen zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen und Neue sich leicht integrieren können. Sie wird als Ort wahrgenommen, an dem Menschen geholfen wird und sorgt dafür, dass Studierende sich auch z.B. in Form von Nachbarschaftshilfe gegenseitig unterstützen.  Studierende finden in der pädagogischen Mitarbeiterin jemand, der ihnen zuhört und sie bei verschiedenen Lebensfragen berät. Sie engagiert sich, um das Leben im Wohnheim zu verbessern und motiviert Studierende sich aktiv am Wohnheimleben zu beteiligen, es mitzugestalten und mit eigenen Ideen zu bereichern. Die Grundfragen lauten: Was brauchst du? Wie kann das Leben hier im Wohnheim dir dabei helfen? Der Anteil von internationalen Studierenden liegt bei 60-70%. Das Zusammenleben kann durch die interkulturellen Unterschiede oft zu einer Herausforderung werden. Kirche stellt sich dieser Herausforderung und versucht, die verschiedenen Nationen und Kulturen miteinander in Kontakt zu bringen, das Verständnis für die je andere Kultur zu wecken und ein interkulturelles Lernen zu ermöglichen.

 

  1. Missionarisch Kirche sein

Kirche geht mit diesem Projekt neue Wege und ist im besten Sinne missionarisch unterwegs, nämlich als zuhörende, lernende und dienende Kirche die Botschaft Jesu weiterzugeben, dass die Liebe Gottes allen Menschen gilt.

 

  1. Cornelia Sperber ist nicht nur eine kommunikative und kreative pädagogische Mitarbeiterin, die den Studierenden auf Augenhöhe begegnet und Kirche auf sympathische und einladende Art repräsentiert. Sie bringt darüber hinaus eine hohe Kompetenz durch ihre langjährige Tätigkeit als Bildungsreferentin mit und erwirbt sich gerade in einer Weiterbildung das Zertifikat einer interkulturellen Trainerin. Genau diese Kompetenz wird im Zusammenleben der unterschiedlichen Nationalitäten gebraucht. Sie hat in den letzten eineinhalb Jahren viel bewegt. Durch ihre Angebote hat sie das Leben im Wohnheim wieder attraktiv gemacht. Sie hat dabei auch konzeptionell gearbeitet und ein Konzept für die leerstehenden Räumlichkeiten mit dem Titel „Leben im Wohnheim“ erarbeitet. Die nun angelaufenen Umgestaltungsarbeiten ihres Büros zu einem Café, der früheren Hauskapelle zu einem interreligiösen Gebetsraum und die Renovierung der Gemeinschaftsräume gehen auf dieses Konzept zurück.

 

  1. Vernetzung mit der KHG Erlangen

Die Vernetzung mit der Arbeit der KHG geschieht vor allem im Bereich des Gottesdienstes und der diakonischen Arbeit. Zu den wöchentlichen KHG-Gottesdiensten am Dienstagabend in der Christophorus-Kapelle, den Universitätsgottesdiensten am Sonntagabend in St. Bonifaz und den Semesteranfangs-bzw. Semesterabschlussgottesdiensten wird besonders eingeladen.

Ebenso wissen die Studierenden um die Beratungsmöglichkeiten der KHG, wenn sie in eine finanzielle Notlage geraten sind. Der sog. Notfonds steht besonders international Studierenden offen.

Darüber hinaus gibt es pro Semester mind. eine KHG-Aktivität, an dem sich das „Come Together“ beteiligt.

Conny ist Teil des KHG-Teams und trifft sich im Abstand von 4-6 Wochen mit dem Leiter der KHG zum Dienstgespräch, in dem reflektiert, geplant und neue Ideen entwickelt werden.